Reminiszenz an den Gründonnerstag
- Tom Drechsel
- 16. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Apr.

„Wisst ihr, woher der Gründonnerstag seinen Namen hat?“ Das war die sich jährlich wiederholende Frage unseres damaligen Pfarrers an uns Ministranten an ebendiesem Tag. Bei den jüngeren Ministranten herrschte zumeist unwissendes, bei den älteren vornehmlich zurückhaltendes Schweigen, da Pfarrer Natter die Antwort immer selbst geben wollte. „Grün kommt von „greinen“ und „greinen“ meint weinen.“
Auch heute noch, dreißig Jahre später, kommt mir, wie eigentlich jedes Jahr, die Frage wieder in Erinnerung. „Greinen heißt weinen und daher das grün.“ Nur Letzteres lässt sich so klar gar nicht nachweisen, auch wenn die Verbindung nicht ganz abwegig erscheinen mag. Zwar findet sich in Wikipedia ein kurzer Absatz zu dieser möglichen Herkunft, wird aber zugleich, aus chronologischer Sicht, da es zumal kein schriftliches Dokument gibt, wieder in Frage gestellt.[1]
Auch im DWDS (Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache) findet sich aus etymologischer Perspektive weder beim Stichwort „grün“ eine Verbindung zu „greinen“ noch bei „greinen“ ein Hinweis zu „grün“.[2]
Vielmehr lassen sich weitere Theorien, warum der Gründonnerstag so heißt, finden. Einerseits könnte es sich von „virides“ (die Grünen) ableiten und in Verbindung mit Büßen stehen. Hier wäre der Gründonnerstag der Tag des Kirchenbußerlasses. Eine weitere Herkunft könnte sich aus der Farbe „grün“ als eine liturgische Farbe vermuten lassen und eine dritte Antwort ergibt sich aus der Tradition, dass am Gründonnerstag grüne Kräuter gegessen wurden.[3]
Ob eine oder gar mehrere der genannten Etymologien richtig sein mögen oder es womöglich noch weitere Ursprünge geben mag, kann ich nicht beurteilen, da dies vielmehr die Aufgabe von Philologen und Germanisten wäre. Dennoch scheint mir ein Aspekt unserem damaligen Pfarrer Natter Recht zu geben, nämlich, dass am Ende des Tages, als Jesus verraten und von den Römern gefangen genommen wurde und sich erahnen ließ, was ihm bevorstand, es Grund genug gab/gibt, zu jammern und zu klagen; allerdings rechtfertigt dies nicht die Verbindung von „grün“ und „greinen“.
Wie dem auch sei, so kann auch der Gründonnerstag jenseits von Glauben Anlass geben, sich an die individuelle kulturelle Prägung zu erinnern und darüber nachzudenken.
[3] Vgl. hier zusammenfassend Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCndonnerstag#Name
