Don´t look up - Filmtipp fürs Wochenende
- Tom Drechsel
- 8. Mai
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Mai
Don´t look up von Adam McKay aus dem Jahr 2021. Ein zunächst typisch amerikanischer Hollywood-Plot, in dem drei Held_Innen versuchen, die Welt von einem herannahenden, tödlichen Kometen zu retten.
Was diesen Film dann doch interessant und sehenswert macht, ist eine Analogie, die sich mit der Klimakrise herstellen lässt. Auch wenn im Film ein Komet, als ein äußeres Ereignis, die Erde in ihrer Existenz bedroht, hingegen der Klimawandel eine menschenverursachte Katastrophe ist, so führt der Film vor Don´t look up, in einer leider nicht mehr übertriebenen Form, vor Augen, wie es den Erdenbewohner_Innen nicht gelingt, sich vor der herannahenden Katastrophe zu schützen. Ganz analog zum Klimawandel, der, obwohl wissenschaftlich bewiesen und in seiner Wirkung tödlich, zynisch von großen Teilen der Bevölkerung nach wie vor ignoriert und daher nicht nachhaltig bekämpft wird.
Zynismus: So werden im Film die Überbringer_Innen der schlechten Nachricht (drei engagierte Wissenschaftler_Innen) wütend und aggressiv beschimpft, die Wissenschaft an sich diffamiert und als unglaubwürdig, gar als Fake, betrachtet. Eine US-Präsidentin, die nur um ihre Wiederwahl sich sorgt und der Stabschef (ihr Sohn), der intellektuell einfach nur überfordert ist. Hightech-Unternehmer, die glauben, dass sich jedes Problem mit Technologie und ihren Algorithmen lösen lässt, schlussendlich, aber grandios scheitern. Medien, die lieber Sensationen und dem Boulevard frönen und ein Publikum, das sich feiernd, dafür aber unwissend dem Untergang hingibt.
Zynismus ist die Atmosphäre des Films. Zynismus kennzeichnet aber auch unsere, reale Gegenwart, die den Klimawandel, wenn überhaupt, dann zumindest noch nicht als existenzbedrohende Gefahr erkennen wollen, obwohl er so offensichtlich ist. Wie der herannahende Komet.
Aber auch durch eine philosophische Brille kann man Don´t look up empfehlen. Das Handeln eines/einer jeden Einzelnen, lässt sich auch mittels einer instrumentellen Vernunft erklären. Die Wissenschaftler_Innen wollen wachrütteln und die Welt retten, die Präsidentin handelt insofern vernünftig, da sie wiedergewählt werden möchte, dem Kapitalisten geht es nur ums Geld, das sein Handeln daher leitet und eine Bevölkerung, die in Ruhe gelassen werden will und einfach nur genießen möchte und daher mit Abwehrmechanismen reagiert. Und dennoch führt diese Vernunft gerade nicht in den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit (Kant), sondern in den Abgrund. Darauf hat die Kritische Theorie um Max Horkheimer und Theodor Adorno aufmerksam gemacht. Insofern müssen sich Zynismus und Vernunft nicht kategorisch ausschließen. Wen diesen Aspekt genauer interessiert, dem/r sei der OpenAccess Artikel von Alexandra Colligs, Von der Apathie der Vernunft zur Klimakatastrophe, ans Herz gelegt. (https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783839474372/html?lang=de, Seite 183-202)
